Öffis? Fühlen wir! – mit Mirella Precek
Shownotes
Öffis? Fühlen wir! Wenn wir in die U-Bahn mit Liebeskummer einsteigen oder in der S-Bahn die Mail des nervigen Kollegen lesen – wir alle haben unsere Launen, wenn wir in Bus und Bahn einsteigen. On top kommen Dinge, die nicht in unserer Hand liegen: Ein Flirt im Bus, der mehrere Stationen anhält oder eine Bahn, die einfach nicht kommen will, man aber ein Vorstellungsgespräch hat. IT IS A LOT, findet auch Entertainerin Mirella Precek, die Maxi erzählt, dass sie auf alle Fälle auch schon in Öffis geheult hat! Aber lag das an den hässlichen Polsterbezügen in der U-Bahn? Inwiefern hat die Gestaltung der Wagen, Busse und Bahnhöfe eigentlich Einfluss auf unsere Stimmung? Maxi sitzt für diese Folge Probe am Bahnhof mit dem Designer Andreas Grzesiek.
🌐 www.zukunftnahverkehr.de/podcast 🔵 https://www.linkedin.com/company/zukunftnahverkehr
Transkript anzeigen
00:00:00: Maxi Entschuldigung. Ja, darf ich einmal hier … Danke. Hey, ich sitze hier gerade an der Bahn. Okay, zu laut in den Öffis reden? Unangenehm. Man kennt’s. Kommt ihr mir etwas näher ran? Ja, perfekt. Super so. Hot Take. Öffis sind für mich einfach diese eine große Stretch-Limo, die wir uns alle gönnen und teilen. Und in dieser öffentlichen Limousine kommen wir uns auch ganz schön nahe. Ihr und ich, Bein an Bein oder Schulter an Schulter, an den Halteschlaufen, im Stehen, die Station zählen. Wir sitzen hier also alle in einem, na ja, nicht Boot, aber eben in einer Bahn oder einem Bus. Sorry, ich stelle mich erst einmal vor. Mein Name ist Maximian Mund. Ihr kennt mich vielleicht vom Sehen und jetzt eben auch vom Hören, denn das hier ist eben ein Podcast, und zwar über den öffentlichen Personennahverkehr. Ich verabrede mich mit Menschen, die den ÖPNV privat nutzen, professionell gestalten, ihr Geld damit verdienen oder eine Meinung dazu haben. Was lieben wir an unseren Öffis? Was frustriert uns? Welche Epic-Erlebnisse hatten wir daran? Das hier ist quasi mein Anbahnungsversuch an den ÖPNV. Also mit der Betonung auf Bahn. Okay, sorry. Das hier ist Ticket to Anywhere. Let's talk Naheverkehr.
00:01:32: Maxi Wohin mein Ticket geht, fragt ihr. Ich fahr zu meiner Oma. Agenda, der Klassiker: Das Internet auf ihrem Smartphone geht nicht mehr. Also bringe ich es zum Laufen. Meine Oma und ich funktionieren super zusammen. Wir waren schon immer ein gutes Team und seit sie ein Handy hat, bin ich in der Favoritenliste auf der Eins. Natürlich, Enkel goal. Und klar, wenn sie nur Bahnhof versteht, klingelt bei mir das Telefon. Apropos Bahnhof: Fahren wir los? Schon, oder? Welcome to the Ticket to Anywhere shop. Wir steigen ein. Heute geht es unsere Gefühle, denn öffentliche Verkehrsmittel lösen eine Menge davon in uns aus. Allen von uns geht es ja gerade immer irgendwie, wenn wir in einen Bus oder eine Bahn einsteigen. Und dann nimmt die Unsicherheit neben der Vorfreude auf den vierer Platz die Angst, quetscht sich noch samt Kinderwagen vor die Dankbarkeit und die Wut tritt der Überraschung aus Versehen auf die Füße, als die Türen abrupt schließen. Und wie oft hätte man mit eurer Wut Nudeln aldente bekommen, weil ihr auf dem Bahnsteig gekocht habt, weil die verdammte U-Bahn ausfällt? Gut, da sind wir also mit all unseren Gefühlen. Ich bin auf dem Weg zu Oma. Heißer Sommertag.
00:02:16: Große Emotionen
00:03:11: Maxi Ich habe Oberlippenschwitz. Natürlich keine Klima in der Bahn. Hier drin herrschen Aufgusstemperaturen und ich wünschte, bei Ausstieg würde so ein Eiswasserbecken auf mich am Gleis warten. Aber das hier ist kein Spa-Bereich, sondern eben eher Spar-Bereich. Eltern würden sagen: „Wie sieht es denn hier aus? Ja, wie eigentlich? Ich male mir so oft aus, was man mit etwas Investment und Fantasie alles in diesen Wagons verändern könnte und was das stimmungsmäßig auslösen würde. Ich meine, fühlen wir uns wohl in einem ästhetischen Raum, wären wir vielleicht auch nicht so schnell aggressiv. Und wer sagt eigentlich in den Brainstormings: „Okay, dieses wirre, flimmernde Sitzmuster ist es. Das werden die Fahrgäste lieben. Das ist super. Wir haben es. Leute, die Welt der Polsterbezüge hat doch viel mehr zu bieten. „nie am Stuhl sparen, Maxi, hat meine Oma immer gesagt. Komfort ist ihre Prior. An meine Oma muss ich gerade denken. Sie wartet in diesem Moment auf mich, während ich auf dem Weg zu ihr bin, weil ihr Internet streikt und ich das regeln soll. Meine Oma und ich sind dicke miteinander. Als Kind war ich jeden Donnerstag bei ihr. Diese Donnerstage waren Highlights, weil meine Oma ein Highlight ist. Bis heute ist ihr Look immer großes, auftupiertes Haar, viel Produkt, viel kupferrote Farbe, viel Duft.
00:04:30: Maxi Dazu eine auffällige Brille mit einem Goldrand, korallfarbener Lippenstift und eine Güte in den Augen, die größer ist als die Schulterpolster ihrer Satin Blousons. Plus meine Oma trägt bis heute jeden Tag Absätze. Am liebsten Kitten Heels. Nie „Ich am Stuhl sparen, Maxi, sagt sie also immer, wenn wir uns an den Donnerstagen ritualisiert in einem Kaffee begaben und die Stühle begutachteten. „mit den Schuhen, die ich trage, ist ein guter Stuhl für mich essentiell. Ich soll doch hier lange verweilen. Es soll doch nicht bei einem Stück Bienenstich bleiben. Wenn die an mir verdienen wollen, dann will ich auch gut sitzen. Jeder Donnerstag mit meiner Oma war wunderbar, weil meine Oma ein ganz besonderes Talent hat. Sie hat ein Auge für das Potenzial eines Ortes, für Menschen, für Situation. Das bedeutet, dass sie aus dem Banalsten immer den Glamour und das Fantastische rausholt. Ach so, sie heißt übrigens Hannelore. Wir hatten an diesen Donnerstagen nach dem Ritualkuchen immer ein Vorhaben. Wir hatten etwas zu tun. Wir fuhren mit dem Bus in die nächstgrößere ihre Stadt zum Bummeln oder wir flanierten durch Möbelhäuser und träumten uns in fiktive Wohnsituation. Wir spazierten durch Parkanlagen und dachten uns das Leben der anderen aus, die in uns vorbeiging, während wir auf der Parkbank saßen und ihnen zum Beispiel Urlaubsorte wie Norderney unterstellten, an die sie vielleicht schon seit 20 Jahren fahren.
00:05:48: Maxi Meine Oma war und ist eine Entertainerin. Ich dachte als Kind lange Zeit, dass sie ein Star ist, weil sie von den Menschen so angeschaut wurde. Aber das lag einfach an ihrer Attitüde. Da wurde die Fußgängerzone zum Red Carpet einzig und alleine, weil sie darüber schritt und ich an ihrer Seite. Was meine Oma nicht hatte: Ein Führerschein. Bis heute nicht. Der ÖPNV war dementsprechend auch unsere Stretch-Limo. Eine Sache geht mir bis heute nicht aus dem Kopf, wann immer mir jemand in den Öffis gegenübersitzt, der traurig schaut oder sogar weint. Dann muss ich immer an diesen Nachmittag denken, an dem meine Oma und ich in der Bahn saßen und uns gegenüber ein junger Mann, dem die Tränen liefen. Ich war vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Ich schaute meine Oma an und bemerkte, wie sie wiederum den Mann anschaute. Sie beugte sich langsam zu ihm vor, als wolle sie testen, ob das okay ist. Ein wenig wie eine Einbrecherin, die sich einem Haus nähert und ob da wohl eine Alarmanlage angeht. Der junge Mann schaute meine Oma an und es war abzulesen, dass er den Alarm nicht auslösen würde. Meine Oma konnte so was. Und dann legte sie ihre Hand samt ihrer manikürten knallroten Nägel auf seiner Hand und er schaute aus dem Fenster.
00:07:01: Maxi Er schaute jetzt auch aus dem Fenster und ich hatte das Gefühl, dass er ruhiger wurde. Zumindest atmete er jetzt nicht mehr so schwer. Damals dachte ich: „Meine Oma ist die stärkste Frau der Welt, weil sie in diesem Moment einen Teil seiner Probleme schulterte. Sie sprach kein Wort. So saßen wir drei da, mehrere Stationen. Und als wir aussteigen mussten, knuffte meine Oma die Hand des Mannes und flüsterte ihm zu: „Es geht weiter. Bleiben Sie neugierig auf morgen Mutig voran. Mutig voran. „ach Oma. Wir stiegen aus und da meine Oma bis heute ein großer Fan von einem guten Comic Relief ist, nahm sie mich an der Hand grinste und sagte: „Man sitzt da aber auch unbequem drin, oder, Maxi? Da kann einem ja nur zum Weinen zumute sein. Nie am Stuhl sparen. Ja, Jetzt sitze ich hier, jetzt schwitze ich hier. Fahre zu meiner Oma. Das erste Mal, dass sie nicht zu Hause ist. Das erste Mal kein Haus, das man drum rumgehen kann. Seit einer Woche lebt meine Oma in einer Elternresidenz, weit ab vom Schuss, schlecht angebunden. Als sie dort einzog, schenkte ich ihr einen Stuhl, an dem ich nicht gespart habe. Ein Vintage Freischwinger.
00:08:22: Maxi Meine Oma ist Fan vom Wiener Geflecht. Ich habe ihr außerdem versprochen, ihr beim Haarefärben behilflich zu sein. Wie immer wird es ein intensives Kupfer. Ich hole mein Handy raus, scrolle ein wenig durch Insta. Real, for real, for real. Bleibe hängen auf ihr. Pastellblauer Mini Jeans Rock, Ringel-Shirt mit fliederfarbenen Kragen. Goldschmuck, breites herzliches, grinsen wacher Blick. Meine Oma würde den Look lieben. Ihre Haare ebenfalls intensives Kupfer. Ihr Name: Mirella Precek. Wie sie wohl zu der Sitzsituation in wie viel steht. Und ob ihr schon mal zwischen zwei Haltestellen die Tränen gekommen sind?
00:08:35: Mirella Precek Teil 1
00:09:05: Mirella Precek Mein Name ist Mirella Precek. Ich werde ganz bald 32 Jahre alt und mache seit elf Jahren Social-Media-Content, hauptsächlich auf YouTube und Instagram und auch mal auf Spotify und so.
00:09:17: Maxi Und lebst in Nürnberg?
00:09:18: Mirella Precek Ich lebe in Nürnberg.
00:09:19: Maxi Schon immer?
00:09:20: Mirella Precek Born and Raced.
00:09:22: Maxi Sag mal, wann war denn deine letzte ÖPNV-Fahrt?
00:09:25: Mirella Precek Die war wahrscheinlich in Berlin. Und da finde ich zum Beispiel, wenn man da im A/B-Bereich ist, dann immer Öffis. Also es geht immer schneller und es ist irgendwie entspannt und da fahr ich sehr, sehr gerne Öffis tatsächlich.
00:09:40: Maxi Schön. Wie bist du denn, wenn du hier schon aufgewachsen bist, wie bist du denn zur Schule gekommen?
00:09:45: Mirella Precek Ich bin ein Buskind. Also es gibt ja die Kinder, die irgendwie so laufen, weil es so nah ist oder mit dem Fahrrad fahren, aber bei mir war es relativ weit.
00:09:51: Maxi Was hat es damals gekostet? Kannst du dich noch daran erinnern?
00:09:54: Mirella Precek Na ja, wir hatten ja immer diese Marken von der Schule bekommen. Die hatte man natürlich so einen Umhängebeutel, hier so einen Brustbeutel, und da war diese Marke drin. Und die habe ich auch sehr oft verloren. Und wenn da ein Kontrolleur in kam: Tränen. Tränen auf dem: „Ich habe die wirklich zu Hause nicht mehr. Echte Tränen oder gespielt? Nein, echte Tränen. Ich bin sehr emotional, das Kind. Ich auch.
00:10:16: Maxi Und so eine Angsthase. Voll. Kann gar nicht cool dann spielen.
00:10:18: Mirella Precek Regelbewusst, so regelkonform.
00:10:20: Maxi Natürlich.
00:10:21: Mirella Precek Du auch?
00:10:21: Maxi Ja.
00:10:21: Mirella Precek Kein Rebell.
00:10:22: Maxi Nein, ich wäre es gerne. Ich nehme mal kurz einen Schluck.
00:10:26: Mirella Precek Na ja, aber ich bin auf jeden Fall immer im Bus gefahren und einmal hat der Bus sogar auch zu brennen angefangen tatsächlich, weil es war Sommer, es ist sehr heiß. Es gab damals auch noch nicht so klimalangen Bussen, meine ich. Und in der letzten Reihe, da drunter war der Motor und dann haben wir: „Es riecht hier. Entschuldigen Sie, Herr Busfahrer. „es riecht hier. Dann mussten wir zwei Steinen vorher schon einmal aussteigen.
00:10:47: Maxi „ich muss hier raus. Das warst du? Ja. Ja, ja, das Video.
00:10:50: Mirella Precek Genau. Da hat der Bus ein bisschen gebrannt. Ich erinnere mich auf der Fahrer hat dann einmal so gegen den Reifen hinten getreten und dann kam dann so Flamme raus.
00:11:00: Maxi Was nervt dich denn am Bus-und Bahnfahren in der Stadt?
00:11:03: Mirella Precek Unpünktlichkeit und Zuverlässigkeit, wenn dem so ist. Das ist halt das Nervigste, weil eigentlich, wenn alles reibungslos funktioniert, ist es entspannter, oftmals auch mit Kindern oder so, weil die sind dann nicht so im Sitz eingeklemmt, sondern die können sich irgendwie bewegen, die können aus dem Fenster gucken, die sehen andere Leute und fragen: „Warum sieht der so aus? Wir zeigen nicht mit dem Finger auf andere Leute und jeder sieht anders aus und alle Körper sind unterschiedlich. So was kann man dann lernen.
00:11:30: Maxi Ach toll. Aber hast du das Gefühl, für dich hat sich Bus-und Bahnfahren verändert, seitdem du erwachsen bist?
00:11:37: Mirella Precek Ich habe das Gefühl, das ist so ein bisschen was Meditatives geworden. Also ich meine, es gibt diese Bahnfahrten, wo ich drei Stunden am Handy die doomscrolle und danach fühle ich mich richtig so. Ich merke so, mein Kopf ist einfach durch. Ich komme so am Bahnhof an und schiele quasi so. Aber es gibt diese Fahrten, wo ich mir wirklich so, wo ich das genieße. Da lege ich das Handy dann auch mal zur Seite, wenn ich es schaffe, meine Sucht zu bekämpfen. Und dann packe ich vielleicht ein Buch aus. Weil dann denkt man, man ist dann so auch so the main Charakter, weißt du? Das stimmt. Ich liebe das ja. Ich bin anders als alle. Finde ich krass, dass hier alle nur aufs Handy gucken. Weißt du? Ja, ja.
00:12:16: Maxi Ich lese meinen- Ich kann es ja nicht. Nein.
00:12:19: Mirella Precek Mach doch mal die Kopfhörer raus. Nimm doch mal aktiv teil.
00:12:22: Maxi Ich habe einen Kumpel, der macht aktiv falsche Buchumschläge die Bücher, die er liest. Der liest dann so Romane oder so. Unterhaltungs- Lyrik, hat dann aber so Sachbuchumschläge oder so.
00:12:34: Mirella Precek Das finde ich sehr witzig. Ja.
00:12:36: Maxi Und der fühlt sich sehr wie … Also der Kumpel von mir. Ich bin das nicht. Das ist der Kumpel von mir.
00:12:41: Mirella Precek Was ich aber auch krasse finde, Musik hören, weil dann ist man wie in so Und da ist man echt wie ein Film. Dann hört man so ein Album an und dann ist man so drin. Dann ist man so Edison Ray, Miley Cyrus, wie auch immer. Und man ist so… Und man guckt so raus auf die Felder und so.
00:12:59: Maxi Das ist schon schön. Bus und Bahn fand ich auch was total Filmisches.
00:13:01: Mirella Precek Hat was Filmisches, wirklich. Und romantisch. Ich sehe mich auch von außen.
00:13:04: Maxi Was würdest du denn an Bus und Bahn verändern, damit du noch öfter fährst, dass du sogar es auf dich nimmst, aus deinem Dorf hierher nach Nürnberg zu kommen?
00:13:14: Mirella Precek Gestern sind wir, wir waren im Urlaub und wir sind geflogen und dann bin ich angekommen und da hab ich gesagt- Ihr seid nicht mit den Öffis nach Spanien gefahren.
00:13:21: Maxi Mein Gott. Nach Griechenland. Nach Griechenland. Das kann man ja wohl mal machen.
00:13:24: Mirella Precek Ja, ich weiß. Ich habe es kurz recherchiert, aber es war dann doch zu aufwendig.
00:13:29: Maxi Hälfte des Urlaubs weg gewesen.
00:13:30: Mirella Precek Ja, genau. Und dann hab ich gesagt: „Wie geil wäre das jetzt? Weil da ist auch direkt eine U-Bahnstation hier in Nürnberg und da kommt man halt richtig schnell in die Stadt rein. Aber wir wohnen ja nicht in der Stadt rein. „wie geil wäre es, wenn wir an der U-Bahnhaltestelle wohnen würden? Weil das ist einfach, das geht wirklich so schnell. Das ist immer kühl. Du bist da irgendwie... Wir haben ja in Nürnberg, ich weiß nicht, ob du es wusstest, die erste fahrerlose U-Bahn gehabt, damals, als es noch nicht so überall so ein Thema war. Die U3 war damals die erste Fahrer... Da konnte man sich... Da habe ich manchmal Leute, die uns besucht haben, gesagt: „Wir fahren jetzt U-Bahn, weil das möchte dir zeigen. Ja, das ist wie- Und das war wirklich cool, weil du kannst dich ganz vorne hinstellen und siehst, du bist wie der Fahrer. Oh, das ist geil. Und dann gehst du so in den Tunnel rein und so.
00:14:09: Maxi Also tatsächlich, das Einzige, was dir fehlt, ist, dass es mehr U-Bahnstationen gibt.
00:14:12: Mirella Precek Ja, die Anwendung. Dann würdest du direkt einsteigen. Aber ich habe mich halt dazu Da habe ich mich entschieden, irgendwo zu wohnen, wo ich halt neben Kühen wohne.
00:14:18: Maxi Und sonst liebst du das aber, Bus und Bahn?
00:14:20: Mirella Precek Nicht, was dich stört. Doch. Und die Unzuverlässlichkeit, Unpünktlichkeit und fehlende Klimatisierung, wenn die ausfällt, ist natürlich schlimm.
00:14:28: Maxi Das stimmt. Stickig. Das Ja, das passiert oft. Ja.
00:14:30: Maxi Was würdest du denn ändern?
00:14:32: Maxi Den Geruch?
00:14:32: Mirella Precek Ja.
00:14:33: Maxi Die Sitzbezüge?
00:14:34: Mirella Precek Ja. Aber so Stoffe wird zu viel benutzt, richtig?
00:14:39: Mirella Precek Stoffe, ja. Obwohl ich mag auch Stoffe eigentlich. Man kann besser auf Stoff sitzen schlafen, als auf so Hartschalen, finde ich. Stimmt. Und ich schlaf sehr gerne auch in so Öffis.
00:14:47: Mirella Precek Was sagst du zu so Ledersitzen? Komisch, oder?
00:14:50: Maxi Ja, nein. Und da rutscht man auch runter. Sobald der Körper sich entspannt, die Muskulation, nein. Muskulatur. Muskulatur sich löst.
00:14:59: Mirella Precek Du warst Dann fängt man an, runter zu rutschen. In Amerika, da sagt man ja Masculation.
00:15:03: Maxi Masculation, yes. Sorry. So international. Nein, das würde ich, glaube ich, ändern. Und so ein Snackautomat, jetzt wo ich dran denke. Und vielleicht auch Lichtstimmung. So ein bisschen …
00:15:14: Mirella Precek Das ist eigentlich ein bisschen wie ein Flugzeug dann, wo dann so, wenn wir landen, dann wird dann noch mal irgendwie heller oder wenn es dann dunkel … Also ja, zur Lichtstimmung habe ich dich was zu anmerken. Hier auch in Nürnberg war ich letztens ganz begeistert. Bei der Straßenbahn, da Also sind jetzt an den Türen außen sind Lichtstreifen, die so grün blinken, wenn man noch drücken darf, aber die dann rot werden, wenn jetzt quasi the doors are locked. Und das hat mir gut gefallen, weil dann steht man auch nicht so peinlich an diesem Drücker, sondern man sieht, es ist rot. Ja.
00:15:45: Mobilitätsdesigner Andreas Grzesiek Teil 1
00:15:48: Maxi Entschuldigung. Ja, ich muss hier raus. Sorry. Danke. Wie cool wäre es eigentlich, wenn der ÖPNV sich mit Menschen wie Mirella zusammentut und deren Designideen übernimmt und dann ein Bus z. B. Im Himmelblau und Buttergelb durch die Gegend kurft. Ganz nach dem Motto: Highway to Pastell. Hier am Bahnhof ist gerade eher Shades of Grey und nicht auf die erotische Art. Warum sind solche Orte eigentlich so selten bepflanzt? Wer ist dafür verantwortlich, wie es hier aussieht? Wie es in Bussen und U-Bahn aussieht? Wer sucht denn nun die Muster für die Sitzbezüge aus und wie hängen Design und Emotion zusammen?
00:16:27: Durchsage Liebe Fahrgäste, ich bitte Ihre Aufmerksamkeit Die Sitze in Öffis sind ganz bewusst mit diesen Stoffen bezogen. Das Muster sorgt dafür, dass man nicht sofort jeden Fleck sieht. Sie kennen das Problem wahrscheinlich von weißer Kleidung, die Sie tragen. Wie lange bleibt die sauber? Das Austauschen der Bezüge nennt man übrigens Rollout. In Berlin trägt das aktuelle Muster den Namen „Muster der Vielfalt. Es zeigt ein buntes Meer menschlicher Umrisse, symbolisch für die Vielfalt der Fahrgäste. Und jetzt kommen Sie gut an Ihr Ziel und bis bald.
00:17:01: Maxi Na, erst mal auf die Bank hier setzen. Baten, Leute glotzen. Ja, das mache ich auch ohne Oma. Aus der Ferne sehe ich einen Mann auf einer Treppe sitzen. Gute Haare, schüchtern ein sympathisches Grinsen. Barte, das ist er doch. Ich kontrolliere noch mal über Google Pics. Ja, ich bin überzeugt davon, dass ich richtig liege und stehe auf, gehe auf ihn zu.
00:17:28: Maxi Moin Andreas. Hi. Hallo. Hi. Hallo. Schönes. Na, schönes, schattiges Plätzchen hast du dir für uns ausgesucht. Magst du dich mal kurz vorstellen? Wer bist du?
00:17:35: Andreas Grzesiek Ja, ich bin Andreas Grzesiek. Ich bin Produktdesigner und ich beschäftige mich viel mit der Wahrnehmung von öffentlichen Räumen, vor allem Mobilitätsräumen, wie den Bahnhof hier. Und das ist ein Ort, wo ich mit meinem Team viel Studien mache und mir angucke, wie die Leute diesen öffentlichen Raum wahrnehmen.
00:17:54: Maxi Studien für … Wo arbeitest du denn?
00:17:56: Andreas Grzesiek Ich arbeite am Mobilitätsdesign-Institut in Offenbach.
00:18:00: Maxi Okay.
00:18:00: Andreas Grzesiek Und wir beschäftigen uns mit allem, was Mobilität betrifft und vor allem, wie aus nutzenden Perspektiven die Mobilität wahrgenommen wird.
00:18:09: Maxi Mobilitätsdesign, stelle ich mir jetzt erst mal vor, dass man irgendwas mit den Händen macht, etwas designt oder etwas baut oder zeichnet. Genau. Was ist Mobilitätsdesign?
00:18:19: Andreas Grzesiek Also ich glaube, was die Leute am meisten kennen, ist so klassisch, wie du sagst, was entwerfen, wie im Autodesign. Also es gibt ja ganze Teams, die sich überlegen, wie so ein Fahrzeuginnenraum oder das Äußere aussieht. Und jedes Material, jede Farbe, jedes Display ist darauf ausgelegt, eine bestimmte Wirkung oder Stimmung beim Fahrer oder bei der Fahrerin zu erzeugen. Und im Mobilitätsdesign versuchen wir das zu übertragen auf alles, was Mobilität betrifft. Also von dem Moment, wo ich mein Fahrrad an der Abstellanlage abschließe, bis zur Busfahrt.
00:18:49: Andreas Grzesiek Mobilität als Produkt, als ganzheitliches Produkt zu betrachten und aus Sicht des Nutzenden.
00:18:54: Maxi Okay, also es geht Gebäudes, es geht den Weg auch zu den Gebäuden, aber auch die Fahrzeuge?
00:19:01: Andreas Grzesiek Ja, am Ende auch die Fahrzeuge. Und wir beschäftigen uns vor allem mit dem Faktor Mensch, der alle diese Schritte durchläuft, vom Buchungsprozess in der App über das Umsteigen am Bahnhof oder an der Bushaltestelle. Und all diese Prozesse aus Sicht der Person, die das erlebt.
00:19:18: Maxi Okay. Und dein Job ist, mit Menschen einfach zu reden, wie die sich fühlen?
00:19:24: Andreas Grzesiek Ganz genau.
00:19:25: Mirella Precek Wie so ein Therapeut?
00:19:27: Andreas Grzesiek So ein bisschen, ja. Also was ich mache, ist eigentlich, Leute zu begleiten im Raum und sie frei assoziieren zu lassen. Alles, was ihnen auffällt beim Prozess, indem sie durch einen Raum gehen, zu sagen. Wir nennen das „Immersive Interviews. Das heißt, wir zeigen den Leuten virtuell den Raum, wie er ist, können aber auch Veränderungen machen im Material, in der Beleuchtung und schauen, ob sich das Verhalten der Leute ändert. Und dadurch, dass wir sehen, wo die Leute hinschauen, durch die „Eye Tracking-Software.
00:19:55: Maxi Ja, okay.
00:19:56: Andreas Grzesiek Und währenddessen sprechen sie, wissen wir, was sie sagen und wo wo sie hingucken, wie lange, in welcher Reihenfolge. Und dabei entsteht so eine emotionale Karte vom Raum.
00:20:05: Maxi Und deshalb sind wir jetzt hier, weil hier habt ihr irgendwas gemacht mit diesem Bahnhof?
00:20:09: Andreas Grzesiek Genau, wir haben den als digitales Modell nachgebaut und simulieren verschiedene Umsteigesituationen immer mit einer Gruppe an Leuten und schicken die da durch und stellen ihnen Fragen zum Prozess.
00:20:21: Maxi Okay. Und ihr beobachtet die Menschen, wie in diesen virtuellen Raum reingehen und könnt dann anhand was feststellen, Sie vorstellen, ob die etwas gut oder schlecht finden? Müssen sie das sagen oder scannt ihr richtig oder analysiert ihr Körperlichkeiten oder Herzrhythmus, Blutdruck, Zuckerspiegel?
00:20:42: Andreas Grzesiek Wir haben das auch mit so Biosensoren probiert, aber meistens sind die Ausschläge da nicht so signifikant. Das heißt, wir versuchen das ganz natürlich in einem Gespräch. Im besten Fall sagen die Leute, wie sie sich fühlen oder was sie irritiert. Was wir aber auch haben, ist ihre Bewegungen. Also wenn eine Person sich viel umdreht, ist das ein Indiz dafür, dass sie eigentlich lost ist oder nicht weiß, wie es weitergeht.
00:21:06: Maxi Du, dann wollen wir mal reingehen und du zeigst mir mal, was da nicht so stimmt oder was stimmt oder was man verbessern kann an diesem Bahnhof.
00:21:11: Andreas Grzesiek Gerne. Wir gehen mal rein und vielleicht gebe ich dir die Aufgabe mal die nächste Bahn zu nehmen. Dann hast du so ein bisschen mal das Gefühl von, du müsstest jetzt hier umsteigen. Ja. Wenn du möchtest. Ja, bitte. Willst du mal sagen, ob dir jetzt klar ist, wie du hier zum Beispiel die nächste Bahn nehmen würdest?
00:21:31: Maxi Also ich sehe, hier fährt eine O-Bahn. Das war es. Fährt hier noch eine O-Bahn oder fährt hier auch mehr?
00:21:36: Andreas Grzesiek Genau, das ist schon das erste Ding, was mir auch total auffällt. Der einzige Hinweis ist zu den Zügen, aber …
00:21:41: Maxi Stimmt, aber kein Bild von Zügen. Dafür ist die Halle aber sehr schön, sehr althistorisch. Toll mit diesem Bleiglas, was so schönes, buntes Licht hier in den Platz wirft, mit den alten Fliesen. Dieser Mix mit diesem, wie heißt das, 50er-Jahre-Glaskessen, die wie so aus gucke auf den Bahnhof gerichtet sind. Vielleicht hat man einen besseren Überblick von da oben, aber ich glaube nicht. Hier ist eine Stadtkarte, aber nein. Ja, muss ich mal fragen, wo ich nach Darmstadt komme. Entschuldigung. Wie komme ich denn nach Darmstadt? Ach, Entschuldigung. Okay.
00:22:14: Andreas Grzesiek Ja, hier wird mir auch nicht weitergeholfen. Die Situation ist voll beispielhaft. Ich war hier schon ein paar Mal und das Erste, was mir passiert, wenn ich in die Eingangshalle komme, ist, angesprochen zu werden, weil Leute ihren Zug suchen. Wo geht es denn hin? Sie haben ihr Handy und wissen theoretisch, welchen Zug, aber sie suchen diese Das ist das Display. Also die erste Information, die ich möchte, wenn ich in die Eingangshalle komme, ist, zumindest mal zu wissen, welche Züge fahren und wann und an welchem Gleis. Jetzt sind wir hier in den Unterführungstunnel gekommen. Ein Hauptproblem, glaube ich, oder das spiegeln uns auch die Leute, ist die zentralen Informationen, die musst du dir irgendwie zusammensuchen in diesem Tunnel. Ein anderes Ding, was viel kommentiert wird, ist die Beleuchtung.
00:22:53: Maxi Das sind jetzt die Kommentare aus eurer Studie?
00:22:54: Andreas Grzesiek Zum Beispiel, ja.
00:22:55: Maxi Ihr habt das Ganze hier digital nachgebaut?
00:22:58: Andreas Grzesiek Genau.
00:22:59: Maxi Und habt schon was verändert oder es ist einfach nur ein Eins-zu-Eins-Nachbar?
00:23:02: Andreas Grzesiek Nein, wir machen gerade nur, wir erheben gerade nur Daten zu dem Status-Quo. Also wir haben noch nichts hier geändert.
00:23:08: Maxi Und an wen gehen diese Kommentare? An die Stadt, an die Regierung?
00:23:14: Andreas Grzesiek Also Unser Ziel ist es, für Personen, die diese Räume planen, zur Verfügung zu stellen, damit sie bessere Entscheidungen treffen können, was wirklich eine Veränderung bringen würde für so einen Ort. Ja. Sprich, das kann eine Kommune sein, das kann die Deutsche Bahn sein.
00:23:32: Maxi Fahrkartenautomaten finde ich auch sehr schwierig.
00:23:35: Andreas Grzesiek Was findest du da schwierig?
00:23:36: Maxi Wahnsinnig überfordernd immer, weil es sehr, sehr viele Möglichkeiten gibt. Ich glaube, ich fände es total geil, wenn einfach steht und man eingibt: „Ich möchte von da nach da und sage mir, was das kostet. Und die Dreierkarten, Viererkarten, wo man das einfach eingeben kann. Ich glaube, es wäre geil, wenn ein Fahrkartenautomat ChatGPT hätte und ich sage dem: „Das möchte ich, und der rechnet mir aus, was es kostet.
00:23:56: Andreas Grzesiek Kennst du die Situation beim Ticketbuchen, wenn du tippst und er Er reagiert erst zwei Sekunden später? Ja. Das ist das gleiche Problem, was wir mit Interfaces haben. Was uns frustriert, passiert uns im Raum ja auch. Eigentlich sind diese Räume, durch die wir gehen, auch wie so Interfaces in der App, die nicht reagieren oder die uns nicht die richtigen Informationen geben Tja.
00:24:16: Maxi Und jetzt?
00:24:17: Andreas Grzesiek Hast du Bock, dich mal hinzusetzen?
00:24:18: Maxi Ja, lass uns hinsetzen. Weißt du, von wann die Farbe hier ist? Das ist alles der 70s-wirkt es.
00:24:24: Andreas Grzesiek Orange, braun, dunkelblau. Sieht so aus, ja. Alle Orange-Töne, die man so finden kann. Dunkelblau. Wir haben eine Studie zum Beispiel zu Sitzoberflächen gemacht. Ja, das ist so eine Gitterbank. Weil wir jetzt hier auf diesen klassischen Metallgittermöbeln sitzen. Und wir haben gesehen, dass den Leuten die Wartezeit wesentlich kürzer vorkommt, wenn sie nicht auf Metall sitzen, sondern auf Holz.
00:24:45: Maxi Weil es nicht so unbequem ist, wahrscheinlich.
00:24:49: Mirella Precek Teil 2
00:24:51: Maxi Ich steige in den Bus. Dieses Mal habe ich aber Adleraugen, was das Innenleben hier anbelangt. Ich betrachte das jetzt anders, seit ich Andreas traf und von seiner Expertise weiß. Das ist so ein bisschen wie wenn man hobbymäßig strickt und dann die schlechte Qualität der Wollpullover in den Geschäften entlarft. Man checkt im wahrsten Sinne deren Masche. Was ist eigentlich meine Masche in öffentlichen Verkehrsmitteln? Denke ich gerade, als mir jemand seinen Fahrradreifen rücksichtslos in die Kniekehlen schiebt. Mann, Alter! Sag ich natürlich nicht. Denke ich mir nur. Es ist schon so, dass es ganz bestimmte Fahrgasttypen gibt, oder? Ich glaube, ich bin dann wohl die Abteilung Erstellung People Pleaser. Und Mirella? War für sie doch safe auch alles anders ab dem Moment, an dem sie Mutter wurde. Irgendwie unterstelle ich ihr mehr Selbstbewusstsein als mir in den Öffis. Vielleicht, weil ÖPNV mit Kinderwagen auch noch mal anders kickt, oder?
00:25:48: Maxi Dann zu deinem Typ. Da können wir gleich mal eine Umfrage machen, was für ein Typ Öffi-Userin du bist. Essen im Bus.
00:25:56: Mirella Precek Ja, aber schon darauf achten, dass es geruchsarme Lebensmittel sind.
00:26:00: Maxi Zum Beispiel Reiswaffe.
00:26:02: Mirella Precek Ja.
00:26:03: Maxi Wasser.
00:26:05: Mirella Precek Ja. Also ich will auch so Döner nicht. Nein. Pommes nicht.
00:26:09: Maxi Nudeldose.
00:26:10: Mirella Precek McDonald's geht nicht. Solche Sachen gehen nicht. Und dann lasse ich.
00:26:14: Maxi Eier. Eier. Nein, Eier sowieso nicht. Aber ist auch ein Vibe, finde ich, so jetzt auf so langen Strecken so ein Ei auszupacken und dann so einen kleinen Salzstreuer.
00:26:22: Mirella Precek Es ist ein Vibe, aber es könnte halt auch geruchstechnisch ein Problem werden. Das ist auf jeden Fall ein Problem. Für alle Beteiligten. Deswegen würde ich eher... Also nur geruchsarme Lebensmittel. Ja, ja.
00:26:31: Maxi Erst aussteigen lassen?
00:26:33: Mirella Precek Ja, auf jeden Fall. Ganz doll drauf achten. Das ist Chaos. Ja, ich auch. Ich hasse das. Ganz, ganz toll. Ja. Ja.
00:26:38: Maxi Ich denke auch eigentlich, ich stehe meist an der Tür, wenn ich Bus fahre.
00:26:41: Mirella Precek Ja, und dann so genau so, dass man aber nichts blockiert. Genau, an der Tür.
00:26:44: Maxi Nein, ich gehe mal raus. Ich stecke jede Station aus. Wenn du drin bist. Ja, ja. Bin drin, lasse alle aussteigen, steck wieder rein.
00:26:51: Mirella Precek Oder auch so ein bisschen so: „So, jetzt guckt ihr mal, wie man es macht.
00:26:53: Maxi Genau, richtig. Genau so: „Ach Gott, komm mal, kann ich hier rausgehen? Lass dich hier hinstellen. Seht ihr das?
00:26:58: Mirella Precek Ja, toll. Dann steht man auch nicht im Nein, ich bin unsichtig.
00:27:01: Maxi Nachsichtig, ja. Nachsichtig. Feiern in der Bahn. Feiern? Ja. Feierst du in der Bahn oder im Bus?
00:27:08: Mirella Precek Mein Leben? Ja.
00:27:10: Maxi Nein, also so- Laut Musik hören, singen, ein Säckchen drücken. Ja, früher ja.
00:27:16: Maxi So als Teenie.
00:27:16: Mirella Precek Als Teenie.
00:27:17: Maxi Wenn man vom Dorf in die Stadt gefahren ist, auf Disco.
00:27:19: Mirella Precek Richtig, auf jeden Fall. Da wurden wir auch öfter mal angesprochen. Oh, wie nervig. Ja, verstehe ich jetzt auch mittlerweile tatsächlich. Ja, war auch echt nervig. Irgendwann so eine Mische in so einem Plastikding.
00:27:29: Maxi Geil, so Maracuja-Saft mit Wodka oder so was.
00:27:31: Mirella Precek Ja, genau. Solche Sachen. Aber jetzt ist es eher nicht mehr so Thema tatsächlich.
00:27:36: Maxi Hast du schon mal geweint im Bus, in der Bahn?
00:27:39: Mirella Precek Ja, häufig.
00:27:40: Maxi So, dass Leute das sehen oder für dich?
00:27:43: Mirella Precek Auch, dass Leute das sehen. Ich bin tatsächlich mal Bahn gefahren und hatte gedacht, dass ich eine Fahrkarte habe. Ich war mir ziemlich sicher, aber ich wusste nicht, dass die sich nicht automatisch verlängert hat. Und dann wurde ich kontrolliert und dann ist aufgefallen, dass die gar nicht mehr gültig ist. Und das war mir so peinlich, dass ich dann geweint hab aus so einer Peinlichkeitswutsache, nachdem auch der Kontrolleur weggegangen ist. Der war dann auch so: „Hier, hier ist die Strafe 200 Euro, oder so was. Oh. Ja, richtig doll, weil sie waren quasi ohne Ticket, aber sie können da, die sind kulant. 200? Sie sind kulant, sie können da noch mal das Fall erklären und ich habe das dann erklärt und musste dann nur 10 Euro oder so zahlen.
00:28:24: Maxi Oh ja, das ist noch ein Nacherlass.
00:28:25: Mirella Precek Aber als er dann weg war, ist so eine Anspannung abgefallen, weil wie gesagt, regelkonform. Ja ja, voll. Ich habe das ja nicht mit Absicht gemacht. Meine Tochter war auch noch mit dabei.
00:28:33: Maxi Du warst da, ich glaub, du warst da ein Kind?
00:28:34: Mirella Precek Ich war ein Kind. Ja, das ist gar nicht so lange her. Ja. Und dann war mir das auch so peinlich vor ihr irgendwie. Verständlich, ja. Da hätte ich auch geweint. Und dann kam aber eine gegenüber: „Du, ich kenne dich, ja? Sie war total nett. „ich kenne dich, schaue deine Videos total gerne. Mach dir keinen Kopf. Und es war aber total nett. Es war mir dann Ja, mir wäre das- Ja, ich wäre im Erdboden versunken. Youtube gelöscht. Ja, es war wirklich auch nett auf einer Art und es ist dann alles gut ausgegangen. Aber es war wirklich so eine Anspannung, wo ich dachte: „Oh mein Gott, ich habe gerade jetzt wirklich was falsch gemacht und ich wollte das nicht. Ja.
00:29:15: Maxi Okay, ich meinte eher so ein anderes Liebeskummerweinen. Liebeskummerweinen?
00:29:18: Mirella Precek Das ist nur für dich. Ja, bestimmt.
00:29:20: Maxi Häuslich. Ich hab das schon ein paar Mal gehabt, im Bus, dass ich dann so jemanden gesehen hab, der im Vierer alleine saß und so geweint hat und Musik gehört hat und man ist dann so irgendwie ein Vibe.
00:29:31: Mirella Precek Ja.
00:29:32: Maxi So, und die hören Musik und man hat sich selber dann Musik angemacht und war so in deren Lage. Ich will da ja auch nicht hingehen und sagen, alles okay oder tröst, weil das ist ja auch ein bisschen übergriffig, oder?
00:29:40: Mirella Precek Weiß ich auch nicht immer, ob man da was sagen soll. Weil, was ist, wenn dann irgendwie auch eine ganz schlimme Geschichte bei rumkommt und dann sagst du so: „Oh, tut mir leid. Also was willst du denn noch sagen?
00:29:51: Maxi Rolltreppe fahren. Stehst du rechts? Rechts gehen, links... Nein, links gehen, rechts stehen, ne?
00:29:57: Mirella Precek Ja, links gehen, rechts stehen. Das machst du. Natürlich, auf jeden Fall. Ich würde niemals im Weg rumstehen. Nein. Nein. Ich bin letztens die Rolltreppe rückwärts hochgerannt.
00:30:05: Maxi Von der gefallen, hast du?
00:30:06: Mirella Precek Nein, mit einem Koffer, der Gott sei Dank relativ leer und leichter. Aber ich war so zu spät zu meiner Bahn, dass ich wirklich noch so zwei Minuten hatte und dann bin ich auf die Rolltreppe und habe gedacht: „Falsches Gleis, mich umgedreht und bin so die letzten Stufen wieder so rückwärts die Rolltreppe-Oh Gott. Ich habe mich gefühlt wie ein Action-Helm. Ja, ich habe die Leute in Berlin, die sehen das gerade, die denken: Ist Tom Cruise in der Town?
00:30:29: Maxi Ja, eine Mirella.
00:30:30: Mirella Precek Ja, it’s me. Ja, it’s me. Und dann schnell aufs andere Gleis. Ich habe es noch geschafft tatsächlich.
00:30:32: Maxi Das schaffe ich leider nie. Gut. Würdest du dich aber freuen, wenn du mehr Öffis noch fährst und weniger das Auto benutzen möchtest? Ja, voll.
00:30:41: Mirella Precek Weil man kann ja auch dann gleichzeitig irgendwie was machen. Wenn du im Auto fährst, dann kannst du maximal noch einen Podcast oder so anmachen. Aber du musst die ganze Zeit aufmerksam sein. Du kannst auch nicht so lange Strecken machen. Das traue ich mir irgendwie auch nicht zu. Ich würde jetzt auch nicht nachts in dem Dunkeln, fände ich auch schon wieder unheimlich. Dann sind irgendwelche Baustellen, dann sind irgendwelche Stau Und es wird eigentlich schlecht beim Bahnfahren.
00:31:02: Maxi Das hab ich ganz doll. Ich hab immer viel gekotzt, als Kind, beim Autofahren. Echt? Ständig. Echt? Was auf jeder Autofahrt, bin ich im Rücksitz voll gekotzt. Na ja, du, hat mich gefreut, ne?
00:31:14: Mirella Precek Mich auch.
00:31:15: Mobilitätsdesigner Andreas Grzesiek Teil 1
00:31:17: Maxi Okay, ich hab das Gefühl, Mirella und ich haben ein ähnliches alter Ego in den Öffis. Wir wollen beide die Note sehr gut als Passagiere bekommen und den Verkehr bloß nicht aufhalten. Okay, Notiz an mich: Nächstes Mal nehme ich mir einen Handventilator mit. Oder ich mache den Karl Lagerfeld und habe einen Fächer dabei. Junge, in diesem Bus kann man die Luft durchschneiden. Kühlende Sitze. Das wäre es doch. Okay, aber das kann ich Andreas jetzt nicht ernsthaft vorschlagen, oder? Andreas?
00:31:52: Maxi Was ihr bisher herausgefunden habt, was sind das für Ausmaße, was hier passieren müsste?
00:31:59: Andreas Grzesiek Ich glaube, es sind oft einfach, es sind wirklich einfache Maßnahmen. Es ist eine Beschilderung manchmal schon. Oder Sitzgelegenheiten. Das sind keine großen Investitionen.
00:32:09: Maxi Eine neue Software für den Kartenautomaten.
00:32:11: Andreas Grzesiek Zum Beispiel, ja.
00:32:12: Maxi Wie sehe denn für dich so ein ideales Bild von einem perfekten Bahnhof aus, vom perfekten Mobilitätsdesign?
00:32:20: Andreas Grzesiek Ich glaube, wenn ich mir die Leute hier so anschaue, die hier tagtäglich ein-und ausgehen, ist schon vieles getan, wenn das Gefühl ist, dass die wichtigsten Informationen an der richtigen Stelle sitzen. Und für mich persönlich wäre es, dass ich über meine App, die ich für alle Wege in Deutschland benutzen kann, ein Ticket buche, dass ich das kurzfristig machen kann, weil ich gerne kurzfristig plane. Ja Und dass es das Gleiche kostet, wie wenn ich das vor zwei Wochen gebucht hätte und dass ich, wenn ich vor die Haustür gehe, die Symbole und die Bildsprache übereinstimmen der Schilder mit dem, was ich in der App sehe, weitestgehend.
00:32:57: Maxi Ich finde es auch manchmal, dass man schon weiß, dass es mehr Wenn es neue Straßenschilder gibt, in die Richtung kommt jetzt eine U-Bahn oder eine S-Bahn. Man hat sie oft nur, dass dann irgendwann man irgendwann ein großes U sieht oder ein S, aber gar nicht zwischendurch auf dem Weg es schon Symbole gibt. Schauen Sie, in den nächsten Zeilen in den nächsten Kilometer oder da und da befinden sich öffentliche Verkehrsmittelstationen.
00:33:18: Andreas Grzesiek Und ich würde mir voll wünschen, dass es eine Einheitlichkeit gibt in diesen Symbolen und Pfeilen und Richtungsweisungen, die städteübergreifend funktioniert. Wir sind so ein Autoland und ich will ja auch blaue Schilder für die Autobahn und ich weiß immer, wie ich da runter komme von der Autobahn. Das stimmt. Warum haben wir ein einheitliches System für alle Straßen deutschlandweit? Aber jedes Mal, wenn ich die Stadt, eine neue Stadt, mit den Öffis betrete, muss ich eine neue Sprache lernen.
00:33:45: Maxi Ja, Einheitlichkeit, ja. Sicherheit, Vereinfachung und vielleicht auch ein paar bisschen größere Buchstaben.
00:33:53: Andreas Grzesiek Und am Ende auch eine Mobilität, die für alle funktioniert. Also nicht nur die und ich, sondern eine Person mit einem Kinderwagen, ein Kind, ob ich im Rollstuhl sitze oder ein Fahrrad habe und deshalb einen Aufzug nutze, ist am Ende egal.
00:34:06: Maxi Eigentlich wäre es ja auch geil, wenn wir am Flughafen diese Laufbänder, wenn die einfach komplett auf den Gleisen laufen würden die ganze Zeit und man steigt noch auf das Laufband und steigt wieder ab und die fahren die ganze Zeit.
00:34:15: Andreas Grzesiek Auch, dass das zu Fuß gehen sich anders anfühlt an so einem Bahnhof. Am Flughafen ist vieles schon gelöst, was wir am Bahnhof nicht gelöst haben.
00:34:23: Maxi Da steckt auch mehr Geld drin, oder?
00:34:25: Andreas Grzesiek Da steckt mehr Geld drin. Die haben internationale Symbole, die verwenden überall die gleichen Schilder. Also da ist die Usability, so einen Designbegriff zu verwenden, viel, viel besser.
00:34:36: Maxi Schön, jetzt auch wieder in der frischen Luft und im Licht zu sein. Voll. Ja, das war mega interessant. Vielen Dank. Danke, Max.
00:34:46: Andreas Grzesiek Gute Reise noch.
00:34:47: Maxi Danke schön. Grüße nach Offenbach. Danke.
00:35:00: Maxi Umgestiegen. Again. Platz ergattert. Der Wagon hier ist fully booked. Mein Handy lasse ich in der Tasche und schaue mich stattdessen vor mir. Vor mir zwei Kinder. Wie alt die wohl sind? Neun, zehn. Ich frage mich, wie das ist, Kinder zu haben und die dann allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren zu lassen. Kommt auf Mirella auch noch alles zu. Ob Andreas auch schon mal über eine Kids-Area nachgedacht hat? Fakt ist, wie in den meisten Betrieben oder Bereichen gibt es Dinge, die in unseren Öffis ausbaufähig sind. Na klar. Aber Fakt ist auch, dass während ich hier durch die Gegend fahre und ihr diesen Podcast hört, zig Leute im Hintergrund daran arbeiten, dass Sachen optimiert werden. Beispielsweise beim Umbau von Bahnhöfen. Und wenn neue Fahrzeuge bestellt werden, während aber der Betrieb weiterlaufen muss. Keine leichte Aufgabe. Und in erster Linie geht es ja auch das Fortbewegen können.
00:35:57: Oma Ich freue mich schon auf uns beide nachher, mein Maxi. Kommst du denn pünktlich?
00:36:02: Maxi Ja, ich auch, Oma. Ich bin auf dem Weg. Dauert noch ein bisschen, aber dann machen wir es uns richtig schön zusammen. Die Frau neben mir guckt genervt zu mir rüber, weil ich eine Sprachnachricht aufgenommen habe. Sie rollt mit den Augen, dass sie es hören kann. Ja, jetzt ist es mir auch etwas unangenehm. Sprachis öffentlich recorden mache ich eigentlich nicht. Es ging heute so viel Emotion, dass ich überlege, mit welchem Gefühl ich hier eigentlich sitze Also ich habe Vorfreude auf meine Oma, aber ich weiß auch, dass es für sie ein neues Kapitel ist, vor dem sie Respekt hat. Meine Oma will immer in Charge sein und ich glaube, das ist das Ding, das sie gerade beschäftigt. Nicht mehr Hausherrin zu sein. Eine Altersresidenz ist was für alte. Nicht für meine Oma, wird sie denken. Und während diese Gedanken mit Bus und Bahn quer durch meinen Kopf cruisen, denke ich: Und das jetzt multipliziert mit den 23 anderen Menschen hier im Wagen, alle mit eigenem Hörspiel auf den Ohren unterwegs, alle am Fühlen. Ich glaube, ich versuche, das in Zukunft etwas bewusster zu handhaben und mir vor Augen zu führen, dass in den Öffis vor allem die Gleichzeitigkeit der Gefühle auf der Tagesordnung steht.
00:37:12: Maxi Und vielleicht können die Leute, die gerade einen guten Tag haben, den gestressten, den frustrierten, den verärgerten, ein Lächeln zu werfen und ihnen dadurch eine Art Räuberleiter geben, weil die gut gelaunten gerade mehr Kappas haben. Einfach, eine gewisse Grundstimmung in den Abteilen oder in einem Bus zu wahren, etwas acht zu geben, Temperatur zu regeln. Erst recht an einem heißen Sommer tag wie heute. Ich schließe jetzt mal ein wenig meine Augen und räume mich in das Gefrierfach meines Kühlschranks. Herrliche Vorstellung. Links die angebrochenen TK Erbsen und rechts das angelöffelte Brownie-Saltet Caramel-Vanille-Eis und ich dazwischen am Runterkühlen. Boah, das wär's jetzt. Da ihr ja aber eh schon mega cool drauf seid, abonniert auch einfach diesen Podcast, wenn euch gefällt, was ihr hier hört. Aktiviert die Glocke, steigt ein, fahrt mit. Wir hören uns in den nächsten Episoden. Ich halte Platz für euch frei. Schwöre. Ticket to Anywhere ist ein Podcast der Zukunft NahVerkehr in Zusammenarbeit mit der dpa. Host bin ich, Maximilian Mund. Skriptautorin Inga Wessling, Autor und Producer Claus Schwartau, Redaktion Charlotte Witt und Alicia Windzio, Executive Producer dpa, David Krause, Sounddesign, Sebastian Dressel, Musik, Henning Neidhardt, Ton, David Bader, Dirk Feistel und Saskia Hahn. Teamleads Social Media: Olivia Nowakowska.
00:38:50: Maxi Initiative Zukunft Naheverkehr: Chiara Giordano und Leila Mahmood.
Neuer Kommentar